Dienstag, 30. August 2011

Retro Review: Friday Night Lights, Staffel 1

Fanfrage eines  Kind: “Do you think God loves Football?”
Jason Street “I think everybody loves Football.”

Texas ist das Mekka für High School Football. Freitags Abend ist Game Night, Innenstädte sind wie ausgestorben, 15.000 Zuschauer sind für ein High School Spiel keine Besonderheit, nahezu jedes Spiel wird Live im TV übertragen und im Lokalradio laufen täglich mehrstündige High School Football Talkshows. Die Stars der High School Teams sind Götter in ihren Städten, bekannter als A-Listen Schauspieler oder Rockstars.

Friday Night Lights basiert lose auf dem gleichnamigen Sachbuchbestseller von H. G. Bissinger. Eric Taylor übernimmt den Job als Headcoach der Dillion Panthers, einem Team mit einer reichen Historie, mehreren State Championships Siegen und den vielleicht anspruchsvollsten Fans in ganz Texas. Doch schon während des ersten Spiels entpuppt sich Taylors Traumjob als wahrer Alptraum: Der Zusammenhalt seines Teams wird durch Rassistischen Spannungen gefährdet, sein Fullback hat ein Alkoholproblem, die Medien suchen mit allen Mitteln nach Gründen um ihm das Leben zur Hölle zu machen und zu allem Überfluss verletzt sich sein Star Quarterback Jason Street so schwer, dass nicht klar ist, ob er jemals wieder laufen kann.

Friday Night Lights ist eine Mischung aus Underdog Sportstory, Milieustudie und High School Drama. Jeder dieser drei Teile ist in sich so gut gemacht und ansprechend, dass schon ein Interesse an einem dieser Themen genügt um die Serie zu mögen. Und doch ist FNL viel mehr als nur die Summe seiner Teile.

Die Szenen auf dem Feld sind zwar selten, aber derart gut gefilmt und choreographiert,  dass sie problemlos auch ohne Backstory Gänsehaut auslösen könnten und doch entsteht ihre wahre Schlagkraft erst dadurch, dass jedes Spiel der Dillion Panthers Storylines, die abseits des Feldes begannen aufnimmt und diese durch die Aktion auf dem Spielfeld weiter entwickelt.

Die Charaktere in FNL sind für eine Network TV Serie extrem dreidimensional. Was mir persönlich am besten gefallen hat, ist der Fakt, dass die Charaktere niemals schwarz oder weiß dargestellt werden. Jeder Charakter hat verschiedene Grautöne und genauso wie der sympathischste Charakter der Show zu Schrecklichem fähig ist, wird man ebenso oft von unsympathischen Charakteren durch  heldenhafte Aktionen überrascht. Einen Fehler den FNL dennoch nie begeht, ist die Integrität seiner Charaktere für einen Witz oder einen Plot Twist zu verraten, jede Handlung kann durch die Vorgeschichte des Charakters begründet werden und wirkt somit organisch.  Die Schaupieler sind allesamt talentiert und zum größten Teil in der Lage den ernste Themen die nötige Tiefe zu verleihen. Allen voran stehen hier Coach Taylor und sein Frau die durch ihr Talent und ihre Chemie eine der beste Darstellungen eines Ehepaars abliefern, die ich jemals gesehen habe.  Ich persönlich würde jedem zur Originalfassung raten, da gerade die Übersetzung der Footballspezifischen Passagen in der Deutschen Fassung oft etwas kantig wirken.

FNL spricht im Laufe der ersten Staffel viele Probleme an: Das Gefühl wenn ein Lebenstraum durch einen Unfall zerstört wird, Rassismus, die Probleme die es birgt, wenn man mit 16 Jahren als High School Footballstar berühmt ist und sich mit 18 niemand mehr für einen interessiert, die Konsum von Steroiden  in der Hoffnung auf einen Chance in der NFL, die Kommerzialisierung des High School Sports und vieles mehr. All diese Probleme werden vielseitig und nahezu ohne Stereotypen dargestellt. In den meisten Fällen überlässt FNL  es dem Zuschauer moralische Entscheidungen zu treffen und hämmert sie einem nicht durch eine einseitige Darstellung der Probleme ein.

Wem die zweiundzwanzig Folgen der ersten Staffel zu viel sind sollte wenigstens dem Piloten eine Chance geben, dieser funktioniert trotz seiner Kürze, aufgrund seiner guten Struktur und dem hervorragenden Erzählgeschwindigkeit wie ein kurzes alleinstehendes Underdog Sports Movie und kann sich hier problemlos mit den besten des Genres messen.

Wenn ich etwas negatives an FNL finden müsste würde ich vermutlich sagen, dass ich auch sehr gut ohne die Teenanger Liebesgeschichten hätte leben können, doch diese waren nicht einmal ansatzweise in der Lage mir den Spaß an Friday Night Lights zu verderben. Ich kann die erste Staffel jedem, mit einem Herz für Underdog Geschichten, dreidimensionalen Charakteren und akribisch genauen Milieustudien nur wärmstens empfehlen.
In diesem Sinne:

Clear Eyes, Full Hearts, Can´t Lose.

Montag, 29. August 2011

Premieren Review: I just want my Pants Back

Jason: „Fridge girl stole my pants.“

Worum es geht:
Um eine Gruppe hipper mittzwanziger in New York mit dreckigen Apartments und miesen Jobs, die trotzdem immer glücklich sind und nichts besseres zu tun haben als miese Sex Witze zu reißen.

Kurzkritik:
Eine Sitcom die in die Selbe Kerbe schlägt wie „Friends“ und „How i met your mother“, allerdings ohne Studiopublikum und nur mit einer Kamera im Dokustil gefilmt ist, klingt auf den ersten Blick wie eine vielversprechende Idee. Aber „I just want my pants back“ ist so schwach umgesetzt, dass man sich die Lachtracks bereits nach wenigen Minuten zurückwünscht.

Die Charaktere sind so flach und stereotypisiert, dass man überhaupt keinen Chance hat sich mit ihnen zu identifizieren oder sie zu mögen, schlimmer noch die meisten sind einem schlichtweg unsympathisch und vollkommen egal. Das Problem liegt hier weniger bei den Schauspieler als viel mit im Skript. Im zwanghaften Versuch eine ganz bestimmte Zielgruppe anzusprechen springt die Show zwischen Sex und Sozial Media Witzen hin und her und wirkt dabei nie wie ein Ganzes sonder stets nur wie eine Aneinanderreihung von 30 Sekunden Spots.  Wir springen von der Party zum Sex, zur Arbeit zurück auf die Party nur um wieder zurück zum Sex zu kommen.  Hängen bleibt dabei gar nichts und bei jeder Szene hat man das Gefühl das Ganze schon einmal gesehen zu haben, nur besser.

Der Humor ist dabei so platt und teilweise schamlos abgekupfert, dass American Pie im Gegensatz wie ein komödiantisches Meisterwerk wirkt. Keine der konstruierten Punchlines, die nicht im geringsten in das Ein-Kamera Konzept der Show passen, sind entweder so gewollt oder aber so unter der Gürtellinie, dass einem eher zum Zähneknirschen als zum Lachen zumute ist.

Der Pilot von „I just want my pants back“ ist keine einzige Minute seiner zwanzig minütigen Laufzeit wert, und da es zur Zeit mehr als genug anständige Sticoms gibt, fällt mir beim besten Willen niemand ein, dem man dieses Machwerk empfehlen könnte.